Spielbericht: VFC Plauen – FC Einheit Wernigerode 5:4 (2:2)

VFC Plauen gewinnt verrücktes Spiel – Moritz Kretzer trifft dreimal

Mit enormen Einsatz und mit Willensstärke gewinnt der VFC Plauen ein Spiel, das schon fast wie verloren aussah. Zwar ging der VFC Plauen zunächst in Führung, aber mit einem Doppelschlag drehten die Gäste aus der Harzregion das Spiel auf ein 1:2. Von nun an rannte die Heimelf dreimal einem Rückstand hinterher. Wahnsinn, was dann nach dem endlich erzielten 4:4-Ausgleichstreffer in der 85. Minute passierte. Die Spitzenstädter zeigten, wozu eine personell stark gebeutelte Mannschaft dennoch in der Lage ist, wenn Kampf und Einstellung stimmen. Die Plauener rannten zwar nicht um ihr Leben, aber um das so wichtige fünfte Tor, das den Spielern wieder mehr Selbstvertrauen geben sollte.

Die VFC-Elf war sofort im Spiel. Die Körpersprache stimmte, der Zug zum Tor war erkennbar. Lucas Will mit Torschuss und Charlie Spranger mit Kopf setzten die ersten Akzente. Ihnen folgten der nach vorn geeilte und als Innenverteidiger im Einsatz befindliche Jakob Pieles und Ondřej Nýber ebenfalls mit Kopfballspiel. Torhüter Franz Günther Lohse wusste den Treffer zu verhindern. In der 14. Minute war er machtlos, als sich Moritz Kretzer an der Mittellinie auf und davon machte, ihn düpierte und die Führung für die Gelb-Schwarzen erzielte. Die Freude hielt gerade einmal drei Minuten. Alexander Morosow unterlief im Mittelfeld ein folgenschwerer Fehler. Ein misslungenes Passspiel in die Beine des Gegners führte durch Elia Miro Friebe zum 1:1. Es sollte noch härter für den VFC Plauen kommen. Zwei Minuten folgte durch Danny Wersigs Freistoßtor erstmals die Führung für die Gästeelf. Doch die vor Ehrgeiz sprühenden Spitzenstädter zeigten Willen. Nýber scheiterte zunächst zwar am Ausgleich, aber der gut aufgelegte Kretzer war in einer unaufgeräumten Gästeabwehr Herr der Lage und streichelte den Ball per Kopf ins Tor zum 2:2. Ein Freistoß von Kretzer und Nýbers zu schwache Schussversuche brachten keine Resultatsveränderung. Ein Farwig-Konter landete zum Glück der Plauener über dem Tor. Dass es beim 2:2 bis zum Pausentee blieb, hatte die Heimelf zwei klasse Paraden von Torhüter Marius Kuhl im VFC-Tor zu verdanken. Mit Flugparade und anschließender Beinabwehr hielt er das Remis bis dahin.

Ohne Wechsel ging es in die zweite Halbzeit. Ein etwas wildes Spiel entwickelte sich im zweiten Spielabschnitt. Als der VFC Plauen in der Anfangsphase keinen Zugriff auf den Ball bekam, nutzen die Wernigerode diesen Vorteil zur erneuten Führung. Friebe erzielte mit seinem zweiten Treffer das 2:3. Wieder mussten die Platzherren einem Rückstand hinterherlaufen. Aber anders als in den vorangegangenen drei Spielen zeigten die Heimkicker viel Biss und suchten Lösungen für den Ausgleich. Will nahm sein Herz in beide Hände, zog nach Drehung an der Strafraumgrenze ab und holte mit dem 3:3 die Plauener wieder ins Spiel. Doch zwei Minuten später lag die Deicke-Elf erneut in Front. Kevin Hildach war der glückliche Schütze zum 3:4. Zwanzig Minuten hatte der VFC noch Zeit das Ergebnis zu korrigieren. Bis zur 85. Minute sah der FC Einheit Wernigerode wie der Sieger aus. Dann überschlugen sich die Ereignisse und der positive Wahnsinn nahm seinen Lauf. In der 86. Minute feierte Will sein zweites Tor und das 4:4. „Wir haben niemals aufgegeben. Zuvor haben wir auch nicht aufgegeben, aber wir haben nie das Tor gemacht. Jetzt haben wir mal den Knoten gelöst, haben die Tore gemacht, haben starke Schüsse aufs Tor gebracht.“ Viel Zeit stand zu dem Zeitpunkt nicht mehr auf der Uhr. Der VFC hat seinen Anhang erreicht und der puschte die Kicker immer wieder nach vorn. Tatsächlich konnten die 379 Zuschauer noch einen Sieg ihres Vereins feiern. Kretzer machte den Anhang mit seinem dritten Tor zum 5:4 überglücklich.

VFC Trainer Robert Fischer sah das Spiel so: „Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Wir sind im Moment personell arg gebeutelt. Die Spieler hatten viele Spiele in den Beinen und kriechen auf dem Zahnfleisch. Gestern hat sich noch Sovago krank gemeldet. Was wir an kämpferischer Leistung aufboten, war schon aller Ehren wert. Für die Zuschauer war es ein schönes Spiel, für die Trainer eher weniger. Immer dieses Wechselbad, man geht in Führung, bekommt alle drei Minuten das Gegentor. Immer wieder, wenn wir dran waren, haben wir den Nackenschlag bekommen. Dass die Mannschaft das nach den Niederlagen so hinbekommen hat, zeigt, dass sie willig ist, dass sie alles gegeben hat.“

Fazit zum Spiel: Ein Wahnsinnsspiel mit vielen Aufregern und mit einem guten Ende für den VFC Plauen. Ein Spiel, das mit Willen Kräfte freisetzte, eine Mannschaft, die alles gegeben hat.

VFC Plauen: Kuhl – Heinrich, Pieles (gelbe Karte), Grandner (78. Bibaku), Glaser (63. Limmer, gelbe Karte) – Andreopoulos, Kretzer (gelbe Karte) – Morosow, Spranger (88. Fazliu), Nýber – Will.
Tore: 1:0 Kretzer (14.), 1:1 Friebe (17.), 1:2 Wersig (20.), 2:2 Kretzer (24.), 2:3 Friebe (51.), 3:3 Will (68.), 3:4 Hildach (70.), 4:4 Will (86.), 5:4 Kretzer (90.+2)
Zuschauer: 379
Schiedsrichter: Tarik El-Hallag


Text und Fotos: Ilong Göll