VFC Plauen macht mit Sieg Vogtlandstadion zum Tollhaus
„Immer weiter, immer weiter“ – so lautet das Motto des VFC Plauen seit Beginn der Oberligasaison 2023/2024. Nun hat es auch den Regionalligisten von der BSG Chemie Leipzig erwischt. Der VFC Plauen besiegte als Underdog die „Chemiker“ nach einem aufregenden herzerfrischenden Spiel und aufopferungsvollen Kampf mit 2:1 und machte das Vogtlandstadion vor und nach Abpfiff zum Tollhaus. Auch wenn man eigentlich keinen VFC-Spieler in diesem Match herausheben sollte, ist es trotzdem angebracht. Der Tausendsassa und fußballverrückte VFC-Torhüter Jakob Pieles glänzte mit sensationellen Paraden und hielt die Plauener bis zum Schlusspfiff im Spiel.
Nun erst einmal durchatmen und der Reihe nach: Wie nicht anders zu erwarten war bestimmten zunächst die Gäste das Geschehen im Vogtlandstadion. In dieser Phase erwies sich der Keeper der Plauener Elf als Fels in der Brandung. Bereits in Minute drei musste er sein gesamtes Können unter Beweis stellen. Mit zwei Glanzparaden in Folge konnte er seinen Kasten sauber halten. Angriff auf Angriff ließen nicht Gutes für den VFC Plauen erahnen. Aber immer wieder stand den Gästen im letzten Augenblick noch ein Torhüter im Weg: Jakob Pieles. Zwei Versuchen aus Nahdistanz stellte sich „der Lange“ den Gästen in den Weg und parierte sensationell (11.). Zuvor setzte Abraham Boateng den ersten Nadelstich der Heimelf knapp neben das Tor und den zweiten schoss Luis Werrmann im 1-1 gegen Leipzigs Torhüter Bellot (12.) knapp vorbei. So blieb Chemie am Drücker. Aber auch den nächsten Hochkaräter vereitelte Pieles mit Bravour (19.). Nur eine Minute später führten die Gäste dann doch. Nach Brügmann-Eckstoß stand Lucas Surek am kurzen Pfosten und köpfte bis zur dahin durchaus auch verdienten Führung der Gäste ein. Danach setzte der VFC Plauen seinen dritten und vierten Nadelstich. Doch Tommy Kind mit Chemie-Vergangenheit war der Treffer nicht vergönnt. Beim ersten Versuch blieb er im letzten Augenblick hängen und im zweiten landete sein Diagonalball knapp neben dem Pfosten. So schöpften die Gäste Mut für weitere Treffer, die aber nicht mehr fielen. Die erste Halbzeit war Geschichte.
Während der Halbzeitpause muss sich bei den Plauenern das Gefühl eingestellt haben, dass vielleicht doch etwas gegen die Regionalliga-Elf aus Leutzsch geht. Mit dieser Einstellung ging es jedenfalls in Halbzeit zwei.
Der VFC Plauen war im Spiel und wagte sich nun mehr nach vorn, musste er auch, wenn er das Spiel noch drehen wollte. Als Boateng seinen Turbo zündete, riss er den Raum auf für Kind. Kind brauchte nur wenig Platz und platzierte den Ball am Torhüter vorbei zum vielumjubelten 1:1. Jetzt hatten die Spitzenstädter auch den Plauener Anhang im Boot und der hob die Kicker auf eine Euphoriewelle. Der eingewechselte Joe Müller, der für den verletzten Boateng kam, war sofort im Spiel, setzte sich auf der rechten Seite läuferisch durch, servierte das Streitobjekt straff in die Mitte. Einen vom Leipziger Torhüter in die Mitte abgeprallten Ball nutzte Max Winter zum 2:1. Nun hielt es niemanden mehr auf den Plätzen und das Stadion stand Kopf. Die Woge der Begeisterung trug die VFC-Kicker, deren Beine auf dem tiefen Geläuf immer schwerer wurden. Doch das Spiel wollte sich die Heimelf nicht mehr nehmen lassen. Trotzdem blieb den Zuschauern, soweit sie dem Plauener Anhang angehörten, in der 94. Minute fast das Herz stehen. Die „Chemiker“ spielten alles oder nichts und trafen den Ball noch einmal kreuzgefährlich. Doch da gab es ja noch Pieles. Der Teufelskerl kratzte den Ball mit tollem Reflex aus dem Dreiangel. Weltklasse!
Dann gab es zwei Statements, die alles besagen:
Trainer der BSG Chemie Leipzig Miroslav Jagatic: „Wir sind eigentlich gut ins Spiel gekommen, hatten gute Möglichkeiten gehabt, gleich in Führung zu gehen. Wir haben die Chancen nicht genutzt. Wir wussten, dass Plauen in den Umschaltsituationen sehr gefährlich ist. Wir wussten auch, dass es in Plauen ein Hexenkessel werden kann. Das wollten wir verhindern. Das ist uns bis zum 0:1 auch gut gelungen. In der zweiten Halbzeit haben wir zu kompliziert gedacht. Dann kam der Anschlusstreffer und da hatten wir Schockstarre. Da kam gleich danach das 2:1. Wir wissen, dass wir es besser machen können. Aber das sind die Gesetze im Pokal. Du hast nur einen Schuss und der muss sitzen. Aber mit dem 2:1 geht der Sieg in Ordnung. Das muss man auch anerkennen.“
VFC-Trainer Karsten Oswald: „Wir waren in der ersten Halbzeit nicht so präsent, wie wir das können. Wir waren ein bisschen verhalten, hatten vielleicht auch ein bisschen Respekt. Dann kassieren wir das Tor, auch verdient. Aber in der Halbzeit haben wir uns wieder gesammelt. Wir haben angesprochen, dass wir das besser können. Der Schlüssel war, dass wir ein wenig mehr Aggressivität hereinbekommen haben. Die zweiten Bälle haben wir einfach gewollt. Damit haben wir Chemie auch den Schneid abgekauft. Hinzu kam ein tolles Publikum, das uns getragen hat. Das brauchen die Jungs. Auch Tommy Kind, der zuletzt immer viel einstecken musste, hat ein tolles Spiel gemacht. Aber jemanden herauszuheben, wäre nicht gerecht. Es geht darum, wie wir als Mannschaft das machen, wie wir das als Verein leben.“
Fazit zum Spiel: Es war das Spektakel, das sich alle gewünscht hatten. Dass es mit einem Sieg und mit dem Einzug ins Viertelfinale endete, ist um so erfreulicher. Was der Sieg auslöste, zeigt sich am besten darin, dass manch Auge von Trainern, Betreuern und möglicherweise auch bei den Fans schon ein bisschen wässrig aussahen. Das sind Emotionen, von denen der Fußball einfach lebt. „Wir brauchen euch auch im Spiel gegen Magdeburg“, wandte sich VFC-Trainer Karsten Oswald am Ende der Pressekonferenz an die Fans und hofft auch gegen Magdeburg auf ein volles Haus.
Zum Schluss hoffen wir, dass die Verletzung von Abraham Boateng nicht allzu schwer ist. Davon haben wir schon genug. Gute Genesung für alle VFC-Spieler: Daniel Heinrich, Louis Glaser, Charlie Spranger, Kevin Walther und Abraham Boateng.
Bewegte Bilder zum Spiel gibt es von OstsportTV unter: https://www.youtube.com/watch?si=Xu1428tsMtRKa3od&v=FWx5qRkNRl0&feature=youtu.be&fbclid=IwAR0b95f2JqEPPHLut0V54OKLNV-iPTECqA1WGRyOGC32ZGYrfFkO9KzKR_A
VFC Plauen: Pieles – Sponer, Barth, Fischer, Morosow – Träger, Kießling – Werrmann (gelbe Karte, 61. Martynets), Winter (83. Andreopoulos), Boateng (64. Müller) – Kind (gelbe Karte).
Tore: 0:1 Surek (20.), 1:1 Kind (56.), 2:1 Winter (64.)
Zuschauer: 2.255
Schiedsrichter: Jens Klemm (Gröditz)
Text und Fotos: Ilong Göll