Spielbericht: VFC Plauen – Hertha BSC II 2:1 (1:0)

VFC Plauen begeistert und schickt die kleine Hertha ohne Punkte zurück nach Berlin

Freitagabend. Hertha BSC II stand im Stau, sodass die Begegnung zwischen dem VFC Plauen und den Gästen aus Berlin erst mit einer Verspätung von fast einer Stunde angepfiffen werden konnte. 21:42 Uhr stand fest: Der VFC Plauen holte sich den ersten Dreier in der Regionalliga. Mit einem hart erkämpften 2:1-Sieg begeisterten die Gelb-Schwarzen die 1.407 Zuschauerinnen und Zuschauer, die den Weg ins Plauener Vogtlandstadion gefunden haben. Sie haben ihr Kommen nicht bereut, denn das, was die VFC-Kicker zu sehen bekamen, war Kämpferherz pur. Ja, die Berliner spielten den feineren Ball, schlossen den VFC Plauen über weite Strecken in ihrer Spielhälfte ein, aber der VFC Plauen belohnte sich mit den drei Punkten, weil er nie aufgab und bis in die Schlussminute diesmal den Dreier festhalten konnte. Damit hat die Heimelf wieder einen weiteren Schritt nach vorn gemacht und dürfte damit die Neugier der noch Unentschlossenen für das nächste Heimspiel geweckt haben. Dann geht es gegen den FC Carl Zeiss Jena und da brennt die Luft, wenn es um einen weiteren Aufstiegskontrahenten geht.

Das Spiel gegen gegen die kleine Hertha begann mit einem Paukenschlag. Noch nicht einmal zwei Umdrehungen zeigte der Minutenzeiger auf der Uhr an und schon hat es im Gästetor geklingelt. Berlins Torhüter Tim Goller stand zu weit vor seinem Gehäuse, Lucas Will roch den Braten für einen langen Ball. Mit einer „Bogenlampe“ aus über 30 Metern überwand er den Gästekeeper und der Ball schlug zur viel umjubelten 1:0-Führung im Tor der Berliner ein. Ein Auftakt nach Maß. Den hatten die Vogtländer in der noch jungen Saison schon zweimal. Wie wird es diesmal ausgehen? Eine bange Frage, die die VFC-Kicker auf dem Feld zu beantworten hatten. Nach dem Führungstreffer ging das Spiel weitesgehend in eine Richtung, Richtung Plauener Tor. Der VFC Plauen musste in den Verteidigungsmodus umschalten. Mit Glück und Geschick schluckten sie die Angriffswellen der Gäste. VFC-Torhüter Jakob Pieles mit seinen Vorderleuten standen im Mittelpunkt des Geschehens. Die Versuche von Ensar Aksakal, Oliver Rölke und die zahlreichen Durchbrüche auf die Grundlinie überstand die Heimelf schadlos. Auf der anderen Seite brachten die Entlastungsangriffe von Can-Denize Tanriver, Paul Kämpfer, Tommy Barth, Daniel Heinrich und Tim Limmer Momente fürs Durchatmen. Die knappe Führung hielt bis zum Pausenpfiff.

Die 46. Minute begann ohne Will, der verletzungsbedingt passen musste. Erwartungsgemäß mussten sich die Spitzenstädter auf eine Aufholjagd der Gästeelf einstellen. So lag der Ausgleich in der 52. Minute bereits in der Luft. Wieder war Unruhestifter Aksakal unterwegs, Pieles entzauberte ihn bei seinem Torschussversuch aus Nahdistanz. Doch vier Minuten später stand es 1:1. An der Grundlinie wanderte der Ball von Seite zu Seite, bis sich für Dion Ajvazi die Möglichkeit zum Einschieben des Ball zum Ausgleich ergab. Nur nicht wieder die Punkte hergeben. Welch großer Nervenprobe stand die Heimelf gegenüber, hatten sie doch die Momente schon zweimal durchlebt. Aber die Mannschaft reift von Woche zu Woche, passt sich dem Niveau die Regionalliga langsam an. Karsten Oswalds Jungs spielten weiter. Als Kevin Werner nach langem Ball durchgebrochen war, brachte Herthas Keeper Goller den Plauener zu Fall. Den fälligen Elfmeter verwandelte Johann Martynets nervenstark und souverän. Der VFC Plauen war seinem Ziel wieder sehr nah. Mit der großartigen Unterstützung der Zuschauer in der Schlussphase des Spiels gelang es den Gelb-Schwarzen, den ersten Dreier in die Ergebnisliste zu meiseln.

Trainer von Hertha BSC II Rejhan Hasanović: „Man muss eingestehen, dass das Plauen heute sehr gut gemacht und auch ein gutes Spiel gezeigt hat. Wir hatten einen unglücklichen Tag gehabt, steckten im Stau, mussten nach kurzer Erwärmung aus der Kalten spielen. Wir bekommen einen Sonntagschuss, kamen danach etwas besser ins Spiel, müssen vor der Halbzeit das 1:1 machen. In der zweiten Halbzeit haben wir wieder viel vom Spiel gehabt, machen das 1:1. Ein langer Ball, der durchging, führt zum Elfmeter, 2:1. Am Ende kriegen wir das nicht hin, strukturiert Fußball zu spielen. Durch die Atmophäre und die Erfahrung der gegnerischen Mannschaft verlierst du am Ende ein Spiel 2:1, was du vom Ballbesitz und der Spielanlage her nicht verlieren solltest.“

VFC-Trainer Karsten Oswald gezeichnet nach dem ersten Dreier für sein Team: „Wie ich die Hertha kenne, war sie wie immer spielstark, sehr gefällig mit sehr, sehr guten Einzelspielern, die sich jedes Jahr immer wieder neu finden müssen. Das haben wir heute auch gesehen. Sie haben uns zwischenzeitlich ganz schön laufen lassen. Da mussten wir schon ein Stück weit männlichen Fußball einbringen, um das Ding zu brechen. Klar, wir gehen mit einem Sonntagsschuss in Führung. Dann folgte der verdiente Ausgleich. Da dachte ich, jetzt musst du schauen, wie du das Spiel zu Ende kriegst. Wie wir dann noch einmal Energie aufgebracht haben, dann der lange Ball ist so gefährlich. Das haben wir gesehen. Wir mussten auch mit vielen Widrigkeiten umgehen. Vor dem Spiel musste Max Winter passen, dann Lucas Will, auch Andi Brahaj noch. Es ist nicht hoch genug anzurechnen, was die Truppe im Moment leistet, wie sie sich reinhauen, füreinander da sind und das habe sie heute gemacht.“

VFC Plauen: Pieles – Barth (64. Abayomi), Tanriver, Fischer, Heinrich – Brahaj (gelbe Karte, 84. Andreopoulos), Limmer (gelbe Karte) – Akindele (70. Werner), Kämpfer (gelbe Karte), Martynets – Will (46. Morosow). Gelbe Karte: Kevin Brettfeld.
Tore: 1:0 Will (2.), 1:1 Ajvazi (56.), 2:1 Martynets (75.)
Schiedsrichter: Johannes Drößler (Gotha)
Zuschauer: 1.407

Text und Fotos: Ilong Göll