Der VFC Plauen war dem Tabellenführer nicht gewachsen
Der VFC Plauen verlor das Spiel gegen einen der Meisterschaftsfavoriten, den FC Carl Zeiss Jena, klar mit 1:4. Die Spitzenstädter konnten zwar das Ergebnis bis zur Halbzeit offenhalten, glichen dann sogar zu Beginn der zweiten Halbzeit durch einen Treffer von Lucas Will aus, mussten aber anschließend die Überlegenheit der Gäste anerkennen und noch weitere drei Treffer des Tabellenführers hinnehmen. Gern hätten sich die VFC-Kicker gegen die Gäste einen Punkt erspielt, aber davon waren sie an diesem Tag weit entfernt. So durfte sich der FC Carl Zeiss Jena freuen, der sich mit dem fünften Sieg im fünften Spiel an der Spitze festgesetzt hat und den Weg bis zur Meisterschaft von dort aus zum Laufen bringen will. Für den VFC Plauen heißt es, Wunden lecken und noch mehr von sich abzuverlangen, um am Ende über dem berühmten Strich zu stehen. Wie schwer das sein wird, dürfte nach der klaren Niederlage auch dem letzten Spieler klar geworden sein. Nur mit der Möglichkeit, eine Schippe drauflegen zu können und dafür bereit zu sein, kann der Klassenerhalt unter den schwierigen Plauener Bedingungen geschafft werden.
Die Spitzenstädter bekamen sofort die Qualität des Tabellenführers zu spüren. Die Gäste starteten scharf, sodass VFC-Torhüter Pieles bis zur fünften Minute schon dreimal auf der Hut sein musste und erst einmal nichts anbrennen ließ. Kevin Walther mit zwei Distanzschüssen brachte den Ball zumindest erst einmal in die gefährliche Zone. Der erste Versuch landete neben und der zweite in den Armen des Gästetorhüters Leisegang. Der auffälligste Spieler auf dem Platz und zugleich Torschützenbester (zehn Treffer nach Spielende) der Liga, Erik Weinhauer, überlupfte VFC-Torhüter Jakob Pieles und erzielte die Führung für die Gäste. Die zwei folgenden Eckstöße für Plauen brachten nichts und Paul Kämpfers Kopfball war leichte Beute für Leisegang. Pieles auf der andren Seite hielt mit einer starken Parade nach Weinhauer-Eckstoß den knappen Vorsprung der Gäste. 0:1 bis zum Pausenpfiff.
Nach Wiederanpfiff kamen die Gelb-Schwarzen etwas besser in die Partie, zeigten weniger Respekt. Paul Kämpfer setzte sich das eine und andere Mal auf der rechten Seite gegen seinen Widersacher läuferisch durch, doch seine Bälle fanden letztendlich keine Abnehmer. Im Anschluss eines Plauener Eckstoßes jagte Yanick Abayomi einen Hinterhaltsschuss Richtung Gästetor – erfolglos. Als Lucas Will nicht lockerließ, sich im Strafraum erfolgreich durchsetzte, überlistete er Leisegang mit einem Ball ins rechte obere Eck zum 1:1. Der Ausgleich war geschafft. Leider hielt die Euphorie nicht lange an. Sechs Minuten später hieß es 1:2. Wieder war Weinhauer der „Übeltäter“, der mit straffem Schuss die erneute Gästeführung herbeiführte. „Jena hat eine andere Qualität. Das wussten wir. Aber der Trainer hat uns gut auf das Spiel vorbereitet. Wir wussten, was uns erwartet. Besonderes Augenmerk hatten wir auf Weinhauer gelegt. Man kann ihn schon aus dem Spiel nehmen, aber dafür darf man ihm nicht die Räume geben, die er hatte. So hat er das Spiel gestaltet und wieder zweifach getroffen. Das haben wir nicht hinbekommen“, ärgerte sich VFC-Torhüter Pieles nach Spielschluss über die klare Niederlage, denn es fielen ja noch zwei weitere Tore. Der VFC Plauen bekam den Ball nicht weg aus dem Strafraum und Cemal Cezer nutzte die Möglichkeit zum 1:3. Mit dem Schlusspfiff kassierte die Heimelf nach einem Konter der Gäste durch den eingewechselten Benjamin Zank das 1:4.
Eine bittere Niederlage gegen einen jedoch starken FC Carl Zeiss Jena, der sicherlich durch seine Bedingungen begünstigt ist. Aber die VFC-Kicker müssen noch lernen, ihre sportlichen Fähigkeiten auszuschöpfen, jeder muss vor seinem eigenen Spiegel sehen, wo er noch zulegen kann und muss.
Henning Bürger, Trainer des FC Carl Zeiss Jena, zum Spielgeschehen und Ergebnis des Spiels: „Ich bin hoch zufrieden mit dem Ergebnis. Mit der Leistung muss ich das Spiel teilen. Mit der ersten Halbzeit war ich nicht ganz so zufrieden. Wir haben zwar 1:0 geführt, aber das war trügerisch. In der Halbzeitpause habe ich angesprochen, dass wir noch eine Schippe drauflegen müssen, weil die drei Punkte greifbar waren bei einer 1:0-Führung. Mit mehr Speed durch zwei Wechslungen haben wir uns am Ende durchgesetzt. Wir sind hoch zufrieden mit dem Spiel und mit dem Ergebnis natürlich auch.“
VFC-Trainer Karsten Oswald auf der anderen Seite sah das Spiel seiner Mannschaft verständlicherweise kritisch: „Ich habe heute einen Zwei-Klassen-Unterschied gesehen. Jena hat uns ein Stück weit am Leben gelassen. Das Folgende sage ich ganz ungern: Die Wahrnehmung und das, was einige meiner Spieler abrufen im Verbund mit dem, was die Leute alles für die Mannschaft tun, steht in keinem Verhältnis. Da kann ich in Sachen Einsatzbereitschaft das Spiel so kampflos nicht einfach hergeben, auch wenn es noch so warm ist. Da bin ich natürlich maßlos enttäuscht. Ich spreche sonst so etwas sehr ungern aus. Aber wir waren heute einfach zwei Klassen zu schlecht. Wenn wir so weiter machen, werden wir es einfach nicht schaffen. Das werde ich den Spielern auch immer wieder weiterhin sagen. Anspruchsdenken und Wirklichkeit. Jeder sollte sich hinterfragen: Tun wir alles dafür, investieren wir alles dafür? Im Fußball zählen die Punkte. Und wenn du die nicht holst, stehen wir da, wo wir jetzt stehen. Ich hoffe, dass jeder Spieler das jetzt begriffen hat. In Jena habe ich Männer auf dem Platz gesehen und bei uns heute leider nicht.“
VFC Plauen: Pieles – Walther (75. Werrmann), Abayomi (63. Barth), Fischer (56. Träger), Heinrich – Morosow (46. Akindele), Limmer (gelbe Karte) – Kämpfer, Winter, Martynets (75. Werner) – Will (gelbe Karte).
Tore: 0:1 Weinhauer (31.), 1:1 Will (59.), 1:2 Weinhauer (65.), 1:3 Sezer (71.), 1:4 Zank (90.)
Zuschauer: 2.705
Schiedsrichter: Tim Gerstenberg (Glienicke)
Text und Fotos: Ilong Göll