VFC Plauen holt in der Fremde einen wichtigen Punkt
Der VFC Plauen reiste als krasser Außenseiter nach Leipzig. Die Erwartungshaltung war dementsprechend. Alles Andere als ein Sieg der BSG Chemie Leipzig käme einer großen Überraschung gleich. Zu groß war die Enttäuschung über die zuletzt zu Stande gekommenen Ergebnisse von Spielen, in denen der VFC Plauen viel Lehrgeld bezahlen musste. Trotzdem gibt es immer einen Funken Hoffnung bei solchen Spielen, den sich auch die Plauener nicht nehmen lassen wollten. Und wie sie den Funken zum Lodern gebracht haben, war einfach sensationell.
Der VFC Plauen und die BSG Chemie Leipzig standen sich in einem temposcharfen und sehenswerten Regionalliga-Spiel gegenüber. Dabei zeigten sich die Gelb-Schwarzen von Minute eins an hellwach und besaßen sogar die erste Chance im Spiel. In der fünften Minute bediente Kingsley Akindele den agilen Johann Martynets, er legte zu Lucas Will ab. Sein Torschussversuch landete deutlich zu hoch über dem Querbalken. Zu dem Zeitpunkt wurde schon klar: Der VFC Plauen wird sich bei den Chemikern nicht verstecken. Doch auch Leipzig erarbeitete sich Möglichkeiten. Vor allem ihre Standards durch Dennis Mast und Florian Brügmann hatten es in sich. Doch der VFC Plauen überstand die Druckperiode der Heimelf mit Bravour, auch auf Grund eines ganz starken Jakob Pieles im Tor der Plauener sowie eines funktionierenden Abwehrverbundes des gesamten Teams. Andererseits wagten sich die VFC-Kicker immer öfters in die gegnerische Hälfte, inszenierten ihrerseits torgefährliche Situationen. Als der VFC Plauen in Minute 26 einen Freistoß zugesprochen bekam, nahm Martynets Maß und ließ Torhüter Benjamin Bellot keine Chance. Der Underdog lag in Führung. Wenig später rettete Alexander Morosow vor der Linie für seinen geschlagenen Torhüter. Und schon waren die Spitzenstädter wieder im Vorwärtsgang. Martynets nächster Versuch schlug knapp neben dem Pfosten ein und Akindele verpasste ein Zuspiel von Paul Kämpfer nur knapp. Weil Mast einen Ball von Akindele vor der Torlinie holte und Pieles einen Ball von Tim Bunge erfolgreich entschärfte, blieb es bis zum Pausentee bei der knappen, aber verdienten, Führung für die Gäste aus dem Vogtland.
Die Spitzenstädter stellten sich auf einen Ansturm der Gastgeber ein. Mit der Einwechslung vonTimo Mauer kam auch neuer Schwung ins Spiel von Leipzig. Jakob Pieles rückte immer mehr in den Mittelpunkt. Doch der Teufelskerl entzauberte die Spieler von der BSG immer wieder und hatte dabei großartige Unterstützer an seiner Seite. Vor allem Morosow und Yanick Ronny Abayomi wuchsen über sich hinaus und glänzten im Zweikampf und mit der Ballführung. Es hätte das Spiel von Abayomi werden können. Doch dann das: Schon mit gelb vorbelastet, ließ er sich aber dazu hinreißen, einen Ball wegzuschlagen. Die gelb-rote Karte (86.) war die Folge. Er wird der Mannschaft im Spiel gegen den BFC Dynamo sehr fehlen. Sehr, sehr schade, hat er doch in dem Spiel nachgewiesen, wie wichtig er für seine Mannschaft sein kann. Die Gäste-Elf unterdessen blieb weiter am Drücker. Einen Ball von Max Winter sicherte Bellott ohne Mühe. Als Winter Eric Träger lang schickte, köpfte Träger den Ball knapp neben das Tor. In der 89. Minute besaß Martynets die große Möglichkeit, alles klarzumachen. Er lief auf das gegnerische Tor zu und verzog. „Den muss ich machen“, bekannte der Schütze nach Spielschluss selbstkritisch. Nur eine Minute später hieß es 1:1. Nach Eckstoß bugsierte Maximilian Jagatic aus dem Gewühl heraus an Pieles vorbei.
Damit war der mögliche Dreier weg. Doch wenn der VFC Plauen mit dieser Form aufläuft, wird er die nötigen Punkte holen.
VFC-Trainer Karsten Oswald sah eine aufopferungsvoll kämpfende VFC-Mannschaft: „Wenn du in der 90. Minute den Ausgleich bekommst, ist das für uns etwas unglücklich. Über die gesamten 90 Minuten war der Ausgleich auch ein Stück weit gerechtfertigt, weil Chemie einen unheimlichen Druck mit den Zuschauern im Rücken entwickelt hat. Wir wollten nach der unfassbar schlechten ersten Halbzeit gegen Meuselwitz eine Reaktion haben, die haben wir heute von meinen Jungs gesehen. Wenn wir etwas kühler sind in der einen oder anderen Umschaltsituation, explizit der von Johann [Martynets] kurz vor Schluss – Kopf hochnehmen, querlegen, ins leere Tor schießen – dann ist der Deckel drauf. Trotzdem nehmen wir den Punkt mit. Der ist für die Moral, der ist für die Jungs!“
VFC Plauen: Pieles (gelbe Karte) – Abayomi (gelb-rote Karte 86.), Fischer, Träger, Morosow – Winter, Limmer – Akindele (71. Werner), Martynets (gelbe Karte), Kämpfer (gelbe Karte, 59. Andreopoulos) – Will (87. Tanriver).
Tore: 0:1 Martynets, 1:1
Zuschauer: 4.675
Schiedsrichter: Matthias Lämmchen (Meuselwitz)
Text und Fotos: Ilong Göll